Analytik der Zylinderschmierung -> Einfaches Testverfahren

Allgemeines über Zwei-Takt Motoren

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Proscht
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Analytik der Zylinderschmierung -> Einfaches Testverfahren

Beitrag von Proscht »

Hallo, Hallo ...

Ich bin neu in diesem Forum und dies ist mein erstes Thema bzw. mein erster Post.

Warum habe ich mich angemeldet?

Ich bin stolzer Besitzer eines Sachs Hercules 623 Luxe (alle Komponenten original, selbst restauriert, außer Getriebe und Zündung -> Fachmann) und bin aber trotzdem noch ein Anfänger da es mein erstes Mofa ist. Beruflich komme ich eher aus der chemischen Ecke.

Nun will ich mehr darüber wissen, mich austauschen und selber Fragen an mehr erfahrenere Mofafans richten, um vielleicht irgendwann selber helfen zu können.

Zum Thema ... ich habe zuerst die Forenregeln gelesen und die Suchfunktion verwendet bevor ich das Thema erstellt habe. Leider habe ich dazu nur in anderen Themen vereinzelt Informationen erhalten ... jedoch nicht sehr ausführliche Informationen bzw unvollständige Informationen.

Worum geht es?

Soweit ich das verstanden habe sollte das Gemisch an Kraftstoff mit Öl und Luft weder zu mager noch zu feiß sein. Wie ich in vielen Posts gelesen habe sollen die Elektroden der Zündkerze einen rehbraunen Verbrennungsniederschlag aufweisen. Bei zu schwarzen Elektroden ist das Gemisch zu feiss und bei einem weißen Kerzenbild ist das Gemisch zu mager. Bei einem zu mageren Gemisch ist ja die Schmierung nicht mehr optimal. Soweit ich weiß kann dies zu einem Kolbenklemmer oder zu einem Pleuellagerschaden führen (richtig?).

Jetzt aber wundere ich mich, ob es direkte Messmethoden gibt, mit der man die Schmierung quantifizieren kann. Denn das Kerzenbild ist ja wie ich hier im Forum gelesen habe nicht immer eindeutig mit der effektiven Schmierung zu korrelieren.

Reicht es wenn ich mit dem Finger die Zylinderwand berühre und Öl auf dem Finger habe? Oder gibt es Teststreifen mit Indikator? Welche Verfahren gibt es da?

Also ich kenne Luftkeimsammler ... vielleicht könnte man ja eine definierte Menge des Abgasstrom durch eine hydrophobe Membran strömen lassen und anschließend den Filter auf unverbranntes Öl testen bzw. dieses quantifizieren.

Das Problem ist, dass ich mit dem Kerzenbild alleine nicht beurteilen kann (keine quantitative Aussage) inwieweit ich bei der Schmierung stehe, obwohl vielleicht das Kerzenbild ok ist.

Bin gespannt ob sich jemand damit auskennt bzw. mir eine Quelle aus der Fachliteratur empfehlen kann ...

:prost
Zitat: << ... mit 2% Vanielleyoghurt im Kraftstoff läuft das Mofa schneller ... aber Achtung ... nur Yoghurt mit schwarzen Punkten verwenden ... >>
2_Stroker
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Re: Analytik der Zylinderschmierung -> Einfaches Testverfahr

Beitrag von 2_Stroker »

Hallo,

Ich bin kein Chemiker, kann dir aber folgendes Basiswissen aus Sicht eines Schraubers / Mechanikers geben:

Der Zweitakter verbrennt sein Öl, welches ihm zur Schmierung dienlich ist, wohingegen der Viertakter sein Öl nicht verbrennt, da dieses im Kurbelgehäuse verbleibt, und bei Schmierung der Zylinderwand vom Ölabstreifring wieder zurückgedrückt wird.
Bei Zweitaktmotoren funktioniert das konstruktionsbedingt nicht, da das Kurbelgehäuse mit Zweitaktgemisch beim Ansaugvorgang gefüllt, und über die Überstromkanäle in den Brennraum gedrückt wird, wo es verbrannt wird.

In der heutigen Zeit und Qualität von Zweitaktölen werden Mischungsverhältnisse von 1:50 bzw. 1:100 angegeben. Je mehr Öl dem Kraftstoff beigemengt wird, desto dickflüssiger wird er.

Wird im Tank mit Gemisch gefahren, so gelangt dieses in die Vergaserkammer des Vergasers, wo über die Vergaserdüse der Kraftstoff angesogen wird. Ist besagtes Gemisch zu dick, passt weniger durch die Düse, ergo der Motor läuft magerer! (Böser Fehler bei Beigabe von zuviel Öl bei der Einfahrphase, man macht mehr kaputt als es hilft)

Ausserdem gibt es verschiedene Arten von Zweitaktölen: Einmal "niederwertigeres" Mineralöl, dann Teilsynthetik und Vollsynthetik.

Teilsynhetische Öle und Mineralöle haben einen höheren Flammpunkt, sind deshalb bei heisser laufenden Motoren empfohlen (besonders Fahrtwindgekühlte Motoren).
Für groben Renn-Einsatz bei kühler laufenden wassergekühlten Motoren ist vollsynthetisches Öl mit niedrigerem Flammpunkt zu verwenden. Die Verbrennung ist sauberer und die Russ-Rückstände geringer.

Gehen wir nun mal von einer normalen Gemisch-Schmierung von 1:50 aus, gilt es dann, das Verhältnis von Luft zu Gemisch zu regeln.
Kerzenbilder sind ein Anhaltspunkt, jedoch nicht als 100%iger Garant für optimales Mischverhältnis zu betrachten! Denn Kerzenbilder verändern Ihre Farbe auch bei Verwendung eines anderen Zweitakt-Öles!

Hier gilt es, anhand des Motorlaufs und Ansprechverhaltens das richige Gemisch zu eruieren. (Hören, Fahren, optimieren bis alles stimmt)

Betreffend Öl an der Zylinderwand: Zylinder werden mit einem Kreuzschliff versehen (Kreuzmuster), welches die Aufgabe hat, dass das Öl an der Zylinderwand verbleibt und nicht so schnell weggespült wird.
Hier gilt: Je steiler das Kreuzmuster, desto weniger Ölhaftung, je flacher das Kreuzmuster, desto besser die Ölhaftung.

Gruss
Allegro 50/2 (1965) ¦ Rixe 503 (1974)
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Proscht
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Re: Analytik der Zylinderschmierung -> Einfaches Testverfahr

Beitrag von Proscht »

@ 2_Stroker

Da waren schon sehr viele Informationen drin, die mir sehr weiterhelfen ... also vieles was mir völlig nicht bewusst war ... wenn ich nur schon daran denke, was passiert wenn ich den Ölanteil erhöhe ... ein Kollege hatte gemäß seinen Aussagen einen << Kolbenklemmer >> ... er hat daraufhin den Ölanteil an vollsynthetischem 2-Takt-Öl von 2% v/v auf 3% v/v erhöht. Damit hat er also das Problem nochmals verschlimmert weil die Tröpfchenbildung im Vergaser eher abnimmt und das Gemisch magerer wird.

Also so wie es scheint gibt es kein direktes quantitatives Verfahren ... immerhin weiß ich jetzt warum das Kerzenbild trügerisch sein kann ... es ist abhängig vom Öl und der eingestellten Konzentration und dem effektiven Gemisch zum Zündzeitpunkt.

Also echt genial von Dir ... vielen Dank ... :) ... aber vielleicht kennt ja trotzdem noch jemand ein Verfahren um die Schmierung zu quantifizieren ... aber wie mir scheint sind solche wahrscheinlich wenig praktikabel, da es ja mit ...
(Hören, Fahren, optimieren bis alles stimmt)
... innert effizienter Frist so bestens funktioniert.
Zitat: << ... mit 2% Vanielleyoghurt im Kraftstoff läuft das Mofa schneller ... aber Achtung ... nur Yoghurt mit schwarzen Punkten verwenden ... >>
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