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Rennsätze früher...

Verfasst: Mi 19. Dez 2018, 19:37
von PfirsichHunter92
Tschou zäme

Ich habe bereits in vielen Threads von alten Geschichten gelesen, dass die Töfflis damals mit gefeilten Ori-Zylinder 70km/h liefen und bei jedem stand darunter, dass solche Geschwindigkeiten gar nicht möglich seien bla bla bla...
"Außerdem hatte man früher keine andere Möglichkeit das Töffli zu frisieren als HT" ist auch eine häufig vorkommende Aussage.

Doch, das Stimmt nicht ganz...
Hier mal ne kleine Geschichte die mir mein Vater erzählt hat:

Mein Vater hat Jahrgang 1970, das heisst logischerweise, dass er seine Mofazeit in den 80ern hatte. Anfangs hatte er auch nur an seinem Puch Velux rumgefeilt (Kolbenfenster, Plombe ziehen etc.). Resultat waren nach ihm + oder - 50km/h, da ihn Innerorts fast nie ein Auto überholt hat. :chop:

Nach 6 Monaten wurde Ihm in seiner Lehre das Töffli geklaut (RIP Puch Velux), da er auf ein Transportmittel angewiesen war kaufte er von einem Freund ein Puch Maxi N. Dieses bearbeitete er auch damit es etwa 50km/h lief.
Er fuhr damit jeden Tag zum Bahnhof (ca. 20 km entfernt). Und so verstrichen die Jahre, bis als er 16 Jahre alt war das Gerücht umher ging, dass es in Domodossola einen Laden gibt der Rennsätze verkauft!!!

Lange Rede, kurzer Sinn. Er fuhr also mit seinem bereits volljährigen Kollegen mit dem Zug nach Domodossola und suchte diesen kleinen Laden der Rennsätze verkauft. Die beiden fanden den Laden und fragten nach Puch Maxi Zylindern. Der Mech der den Laden betrieb ging ins Lager und kam mit 2 Malossi Kartons zurück. Die beiden bezahlten die Rennsätze (300 Italienische Lira damals) und fuhren mit dem Zug zurück in die Schweiz.

Zuhause angekommen, wollte der Kollege meines Vaters unbedingt den Rennsatz auf das Töffli schrauben. Mein Vater wollte seinen Rennsatz noch nicht drauftun da erschöpft war und es für schlauer hilt erst bei gutem Tageslicht und ausgeschlafenen Augen den Zyli zu montieren. Sein Kollege brannte jedoch bereits darauf und mein Vater liess ihn machen. Nach einiger Zeit war der Satz montiert und der Kollege wollte das Töffli sofort starten.

Er startete das Töffli liess es ein wenig warmlaufen und fuhr mit halbgas davon. Irgendwann hörte mein Vater das Töffli nicht mehr und er fragte sich was passiert sei. Der Kollege schiebte fluchend das Töffli zurück und mein Vater fragte was denn passiert sei...

Es war ein Kolbenklemmer :spassbremse:
Der Sicherungsclip war wohl nicht anständig in der Nut drin was zum Klemmer geführt hat :oops:

Mein Vater montierte den Satz am nächsten Tag und Kontrollierte 3mal ob alles richtig sitzt :mrgreen: er startete das Töffli ebenfalls und fuhr es ein paar Kilometer ein. Als der Zyli eingefahren war ging er voll aufs gas und war beeindruckt wie Hoch der Malossi drehte und der Zylinder wollte nicht aufhören höher zu drehen. Es war meinem Vater schon ein bischen zu viel... Er hatte den Satz 3 Wochen drauf und 4 Tage noch mit einem Proma Rennauspuff bis ihm sein Vater den Aufpuff wegrupfte weil er viel zu laut war. Er fuhr damit sogar einmal bis nach Bern als er den Bus verpasste :moto1:

Aber wie schon gesagt, nach 3 Wochen verkaufte er den Satz wieder da es ihm einfach zu viel des guten war...

Was habt ihr so für Geschichten/Erfahrungen??

Re: Rennsätze früher...

Verfasst: Mi 19. Dez 2018, 20:07
von Bikeman
PfirsichHunter92 hat geschrieben:"Außerdem hatte man früher keine andere Möglichkeit das Töffli zu frisieren als HT" ist auch eine häufig vorkommende Aussage.
PfirsichHunter92 hat geschrieben:hat Jahrgang 1970,
+
PfirsichHunter92 hat geschrieben:so verstrichen die Jahre, bis als er 16 Jahre alt war
= 1986

".. früher .." ist eben noch früher :thumbup .. und zu Handschalters Zeiten gab es keine Sätze..

Re: Rennsätze früher...

Verfasst: Mi 19. Dez 2018, 20:39
von Hüere Bodschi
Den Laden in Domodossola gab es tatsächlich, den gibt es auch heute noch. Ist ja nur iw 30 min von uns mit dem Zug entfernt. Billig war es auch, allerdings nicht für 300 Lire - das wären dann so ca. 40 Rp.! Für Ciao Fahrer gab es alles was das Herz begehrt, später dann für die Fantic's.

Re: Rennsätze früher...

Verfasst: Do 20. Dez 2018, 12:23
von cj3b
ja ja, früher....

das ist natürlich immer eine Frage des Blickwinkels. Ich bin ja mittlerweile auch keine 20 ääähhhh 30, hmmm shit, keine 37,5 mehr - somit war meine Töfflizeit auch irgendwann Ende 80er, Anfang 90er. Da gabe es bereits Rennsätze, Reso-Auspuffe etc.

Ja auch wir haben in dieser Zeit Teile in Italien gekauft, war halt einfach billiger.

Ich weiss noch dass mein damaliger Schulfreund - hat später dann das Ufer gewechselt und wurde Gesetzeshüter :stop: - als er mal mit den Eltern in die Ferien fuhr nach Italien, für sich und für mich einen Rennauspuff für's Ciao gekauft hat. Nun ja, kaum war er zurück aus den Ferien schoben wir unsere Möfis in den Hobbyraum, schraubten die Dinger dran, optimierten Vergaser und Ansaug am Gehäuse und brausten los. Ja wir waren cool und wild, bis..........ja bis wir die beknackte Idee hatten am Bahnhof ein Cola zu kaufen. Denn wer hatte auch Kaffeepause am Bahnhof ? Na wer weiss es ? Genau, unser Dorfpolizist :evil: :evil: ! Tja, als wir dann später nach Hause fuhren kam schon mein Mutter auf den Balkon und rief uns zu: "Herr Steiner hat angerufen, er hat euch gesehen mit den frisierten Töfflis! Wenn ihr die Auspuffe auf dem Posten abgebt und das Töffli original ist, dann gibts keine Anzeige!!!" Tja, weiter muss ich ja nicht mehr schreiben.....

Aber um auf den Punkt zurück zu kommen. In meiner Töffli-Jugend gabs bereits Sätze und Zubehör, aber wenn mir mein Vater von seiner Jugend erzählt hat, ja dann sprach er auch immer von "Ja das mussten wir noch alles selber basteln etc etc....bei uns gabs das noch nicht.....!"

Also: früher war je nach Zeitpunkt alles anders (oder besser??)!


Greez

Re: Rennsätze früher...

Verfasst: Fr 21. Dez 2018, 11:50
von daenou
cj3b hat geschrieben:ja ja, früher....

das ist natürlich immer eine Frage des Blickwinkels. Ich bin ja mittlerweile auch keine 20
Bei mir ist es noch ein kleines Stückchen länger her. 'Unsere' Töfflizeit war so ab 1970. Zu dieser Zeit gab es eigentlich kaum ein Möglichkeit, and spezielle Teile ranzukommen, oder zumindest war sowas in unserem Kaff kein Thema. Da gab es den Töffli-Mech mit seinen Original-Ersatzteilen, unser knappes Taschengeld, die Bastelwerkstatt von einigen unserer Väter - und die KaPo.

Ergo lief das etwa folgendermassen:

Unter Anleitung eines 'erfahreren' Kollegen schraubten wir den Vergaser, den Auspuff, den Zylinder und den Kolben weg und bohrten und feilten fleissig an den Teilen rum. Das Ergebnis war in der Regel eher ernüchternd: Der Benzinverbrauch stieg rasant an, das Tempo meist eher nicht so.
Falls trotzdem die Höchstgeschwindigkeit deutlich über 35 km/h erreicht wurde, dann wurden wir früher oder später von einer Patrouille der KP erwischt. Die fuhren einfach hinter uns her und lasen das Tempo auf ihrem Tacho ab. Dann hielten sie uns an und verlangten erst mal die Ausweise. Dann händigten sie uns eine Vorladung auf den Posten aus oder, wenn in der Nähe, begleiteten uns direkt dorthin.

Machmal entdeckten wir den Streifenwagen im Rückspiegel und konnten über Feldwege, Einbahnstrassen oder Treppen entkommen. Manchmal auch nicht, dann wurde es richtig teuer, weil dann noch eine Busse dazukam ...

Auf dem Posten war ein älterer Beamter, der erschreckend gut Bescheid wusste. Der stellte das Mofa erst mal auf die Rolle und setzte sich höchstpersönlich drauf (um Manipulationen des Besitzers auszuschliessen). Wenn der Apparat mehr als 35 km/h anzeigte, dann holte er Werkzeugkiste und Schrottkiste hervor und begann, das Fahrzeug zu demontieren. In wenigen Minuten war das Ding komplett zerlegt, und alle nicht originalen Teile in der Schrottkiste. Natürlich auch z.B. Hochlenker oder verchromte Scheinwerfer ...

Den Rest durften wir wieder nach Hause nehmen, die Nummer blieb auf dem Posten. Falls wir dann später mit dem 'originalen' Mofa wieder auftauchten, dann bekamen wir auch die Nummer wieder. Das dauerte allerdings meist länger, weil wir dafür ja unser Taschengeld wieder in Originalteile investieren mussten.

Harte Zeiten damals :mrgreen: - wobei: natürlich wurde lange nicht jeder erwischt und ich selber hatte gar kein eigenes Mofa damals, also die ganze Story nur gehört. Jeder kannte diese Story ...

Meine ganz private Story in diesem Zusammenhang: Ich fuhr auf der Landstrasse mit einem geliehenen Mofa, welches etwas laut war und gut 40 machte. Ich sah im Rückspiegel einen Streifenwagen und reduzierte das Tempo auf etwa 30. Das Auto fuhr einige Meter hinter mir her. Mir erschien das eine Ewigkeit. Dann überholten sie mich und fuhren weg ... Wahrscheinlich haben die mich gar nicht beachtet, aber mir lief der Schweiss den Rücken hinunter. Genug Taschengeld, um dem Kollegen den 'Schaden' zu ersetzen hatte ich definitiv nicht (sonst hätte ich natürlich ein eigenes Mofa gehabt!)